Die Zunge am Gaumen? Das ist keinesfalls, wie häufig angenommen, pauschal falsch. Tatsächlich liegt die Zunge zumindest geringfügig und mit leichtem Druck am Gaumen an, wenn sie ihren physiologisch korrekten Ruhelageplatz eingenommen hat. Ob die Zunge korrekt liegt, lässt sich vielmals, aufgrund der Auswirkungen einer falschen Zungenlage, sogar bei geschlossenem Mund erkennen.
Was ist die richtige Zungenruhelage?
Von einer Ruhelage spricht man, wenn die Zunge gerade keine aktive Arbeit ausführt – also nicht beispielsweise beim Kauen oder Sprechen genutzt wird. Genau genommen verharrt die Zunge aber auch in ihrer Ruhelage nicht in absolut starrer Haltung, denn zu geringfügigen Mikrobewegungen kommt es selbst dann, wenn wir sie gar nicht aktiv bemerken.
Korrekt liegt die Zunge in ruhender Position dann, wenn sie sich vom Alveolarrand bis zum vorderen Teil leicht an den Gaumen schmiegt. Der Alveolarrand ist die kleine Wulst, die sich hinter den vorderen Schneidezähnen befindet – im Fachjargon wird diese Ausprägung als „Papilla incisiva“ bezeichnet. Sofern man die gesamte Fläche der Zunge drittelt, würde also ein Drittel davon, der erste Teil, leicht den harten Bereich des Gaumens berühren. Die Zähne befinden sich dabei in schwebender Position, sie können sich also ganz leicht sporadisch berühren, werden aber weder aneinandergepresst noch hängt der Unterkiefer nach unten ab.
Darum ist es so wichtig, dass sich die Zunge am Gaumen befindet – zumindest teilweise
Die Zunge sollte weder vollständig am Gaumen haften noch sich pressend gegen den Gaumenbereich stemmen: Ein leichter, anteiliger Kontakt ist das Ziel, was auch beim Training einer korrekten Zungenruhelage einstudiert wird. Die ist aus vielerlei Hinsicht wichtig. Eine korrekte Zungenlage, die die Berührung zwischen Gaumen und dem ersten Zungendrittel einschließt, sorgt ebenso für eine korrekte Ausprägung von Zähnen und Kiefer.
Bei einer falschen oder unnatürlichen Ruhelage können hingegen Probleme auftreten:
– Verformungen des Oberkiefers
– sekundäre Probleme bedingt durch Verformungen, beispielsweise an den Nasennebenhöhlen oder der Nase
– übermäßige Mundatmung, statt die gesündere und physiologisch korrekte Nasenatmung
– Fehlbildungen der Zähne oder ganzer Zahnreihen
Gleichermaßen ist nie ausgeschlossen, dass sich eine fehlerhafte Ruhestellung nicht auch auf andere Bereiche des Körpers auswirken könnte – schließlich ist unser gesamter Körper über Faszien und Muskelketten miteinander verbunden. Probleme mit dem Kiefer können sich also auch auf die Nackenmuskulatur und die wiederum auf den Rücken als Ganzes auswirken.
Korrektes Training für die Zunge am Gaumen – nur unter professioneller Aufsicht!
Für eine korrekte Zungenruhelage gibt es weder Hausmittel noch Patentrezepte. Tatsächlich sollte niemand versuchen sich diese selbst anzutrainieren, denn erstens wird das höchstwahrscheinlich gar nicht funktionieren, zweitens kann sich die Ruhelage durch unpassende Übungen sogar noch verschlechtern. Logopäden empfehlen bei Zungenübungen immer solche, die tatsächlich zur zuvor diagnostizierten Fehlstellung passen – und geben außerdem Hinweise und Hilfestellungen, was eine korrekte Ausführung solcher Übungen anbelangt.
Auch sollte niemand die Gesundheit seines Mundraums und Kiefers vermeintlich vielversprechenden Hilfsmitteln aus dem Internet anvertrauen. Schlimmstenfalls können diese die biologisch korrekte Zungenspannung negativ beeinträchtigen und in der Folge zu Sprach- oder Schluckproblemen führen.
Die eigene Zunge in guten, fachmännischen Händen: In der Praxis für Logopädie Anne-Kathrin Kreusch in Dresden
Wie stark liegt die Zunge am Gaumen an? Existieren bereits konkrete Vermutungen für eine Fehlstellung oder ausgewiesene Probleme? Betroffene und beispielsweise Eltern sollten zunächst ihren Hausarzt des Vertrauens aufsuchen: Dieser kann bei einer Fehlstellung die nötige Überweisung für uns als Logopäden ausstellen. Wer bereits eine Überweisung hat, kann gleich einen Termin in unserer Praxis in Dresden vereinbaren!